In der Höhle der Löwen

Die Faszination Neugründung

Deutschland, das Land der Dichter und Denker – und der leicht rückläufigen Existenzgründungen. Im vergangenen Jahr wurden ca. 388.000 neue Existenzgründungen verzeichnet. Das mag nach einer Menge klingen, tatsächlich ist dieser Wert aber um 2,0% geringer als der des Vorjahres. Was sich entgegen diesem Trend jedoch größter Beliebtheit wie nie zuvor erfreut, ist die Ausstrahlung des dienstagabendlichen Programms des Fernsehsenders VOX – Die Höhle der Löwen. Und womit? Mit Recht!

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Reißende Bestie oder schnurrendes Kätzchen?

Überzeugen Sie uns!

Das Prinzip der Sendung ist einfach erklärt. 5 erfolgreiche Unternehmer unterschiedlicher Branchen und Schwerpunkte fungieren als Jury gegenüber Kandidaten, die sich mit einer Geschäftsidee neues Kapital von eben dieser Jury erhoffen – eine Investition. Im Gegenzug bietet der Neugründer einen prozentualen Anteil seines Unternehmens an, um den Investor für sich, seine Idee und sein Unternehmen zu gewinnen. Jedoch ist alleinig der Auftritt oder das Produkt eines Jungunternehmers keine Garantie für ein erfolgreiches Investment – ganz im Gegenteil.

Der Ablauf eines jeden Bewerbers ist nahezu identisch. Noch bevor der Kandidat vor die „Löwen“ tritt, wird das Studio entsprechend seiner Idee vordekoriert. So kann die Jury im Vorfeld bereits mutmaßen, um welches Produkt es sich handeln mag. Dann tritt der Neugründer vor die erfolgreichen Unternehmer, nennt seinen Namen, den seines Unternehmens, benennt die veranschlagte Investitionssumme und den prozentualen Firmenanteil, den er für einen Zuschlag bereit ist abzugeben – und dann wird das Geschäftsmodell erläutert.

Ab diesen Moment wird es spannend – jedes Mal. Je nachdem, wie gut der Kandidat vorbereitet ist, wird er noch während seines Pitches unterbrochen und es wird genauer nachgehakt. Zeit ist Geld – auch in einem TV Format. Es werden Fragen hinsichtlich der bereits erzielten Umsätze gefragt, wie viele Mitarbeiter das Unternehmen beschäftigt, wie viele Kunden bereits erreicht wurden und und und. Und selbst wenn die Gründung bereits Jahre zurück liegt und die Firma ertragreich handelt, so heißt das noch lange nicht, dass die Löwen überzeugt sind.

Jeder der Juryteilnehmer ist Spezialist in seinem eigenen Markt und hat eigene Marken bereits erfolgreich etabliert. Somit wird in Kürze direkt erkannt, ob die vorgestellte Idee umsetzbar, rentabel und bestenfalls neu ist. So investitionsfreudig die Löwen sind, so unverblümt ehrlich sind sie ebenfalls – „…und deshalb bin ich raus“ – dieser Satz fällt häufig – mit Begründung. Nicht selten wird auch das vom Kandidaten erbrachte Angebot neu verhandelt und es werden mehr Prozente eingefordert, um das Investment eingehen zu wollen.

Die Sicht der Dinge

Häufig empfindet man seine eigenen Ideen als die besten. Man hat sich Gedanken gemacht, ein Geschäftsmodell für sich entdeckt, ist Feuer und Flamme, stellt es anderen Personen vor – und läuft gegen eine Wand. Bumm, aus der Traum, von jetzt auf gleich. Und diese Reaktionen anderer Leute auf Ideen und Vorstellungen faszinieren mich persönlich an dieser Sendung sehr. Nicht jeder Außenstehende betrachtet seine eigenen Kreationen auf ein- und dieselbe Weise, wie man es selber tut. Man ist ein wenig „blind“ vor lauter Begeisterung. Und gleichzeitig ist nichts unangenehmer, als wieder auf den Boden der Tatsachen zurück gebracht zu werden. Die Höhle der Löwen ist jedoch eine Sendung, die vor lauter Tatsachenböden nur so strotzt.

Die Aussagen von Investoren und Geschäftspartnern sind wohl die ehrlichsten Meinungen, die man erhalten kann. Erfahrungswerte gebündelt mit wirtschaftlichem Denken bilden das Ergebnis – entweder Zu- oder Absage. Gibt es seitens des Partners jedoch keine Erfahungswerte, weil es ein für ihn neues Gebiet darstellt, dann sollte die Idee sehr überzeugend, innovativ und lukrativ erscheinen – denn ansonsten: „… und deshalb bin ich raus.“

Reflexion

Man möchte wirklich nicht in der Haut des Jungunternehmers stecken, dessen Idee gerade von 5 etablierten Unternehmern als nicht interessant oder besonders angesehen wird. Aber genau diese Momente sind welche, in denen man wächst. Man hat dazu gelernt, wenn auch auf sehr schmerzliche Art und Weise. Und eine Absage bedeutet nicht gleichzeitig das Aus. Jeder der Teilnehmer hat durch das Format auf sich aufmerksam machen können. Ich selber google jeden Teilnehmer, sobald er seine Idee vorstellt. Zu vielen der Ideen, die keinen Pitch erhielten, sagten Freunde von mir „Die Idee fand ich aber klasse, ich brauche das!“.

Ein Faktor steht jederzeit im Vordergrund – die Wirtschaftlichkeit. Wie teuer ist die Produktion? Wie lautet der Verkaufspreis? Wie hoch ist die Marge? Wie viel Gewinn wurde bereits erzielt? Wie stark seid Ihr gewachsen? Wie viele Mitbewerber gibt es am Markt? – Es ist ein reines Zahlenspiel. Im Endeffekt will jeder Löwe wissen – wie gut kennst Du Dein Produkt?

Nur wer selber brennt, kann Feuer bei Anderen entfachen

Doch auch nicht jeder Kandidat ist bereits seit Jahren am Markt, hat seine Existenz gefestigt und möchte Kapital um sich „lediglich“ zu vergrößern. Es gibt ebenso Teilnehmer, die ihr Vorhaben von Grund auf realisieren möchten und daher noch keine festen Zahlen, Daten und Fakten vorweisen können. Wenn es in solchen Fällen an greifbaren Werten fehlt, dann ist ein essenzieller Faktor jedoch wichtiger als alles andere – die Begeisterung. Schnell wird unterschieden, ob ein Gründer „des Gründens Willen“ eine eigene Existenz aufbauen möchte oder ob pure Leidenschaft, Entschlossenheit, Identifikation mit der Idee und die nötige Verbissenheit die Motivation darstellen.

Häufig lässt sich bereits in den Gesichtszügen der Teilnehmer die notwendige Euphorie ablesen. Ist die Vorbereitung auf das Gespräch tadellos und man hat auf jede Frage hinsichtlich der Geschäftsidee die passende Antwort, dann hat man sehr gute Karten. Bei einer guten Idee wird kein Investor den Kandidaten abtadeln, nur weil es ihm an dem nötigen Kapital für den ersten Schritt gemangelt hat – dem soll mit dem Vorsprechen ja abgeholfen werden. Wird ein Zuschlag gewonnen heißt es fortan – gemeinschaftlich auf eine gute Zukunft hinarbeiten.

Dienstag Abend? Tut mir leid, da hab ich schon was vor

Eingangs erwähnte ich bereits, dass die Neugründungen in Deutschland leicht rückläufig sind, während sich die aktuelle Staffel des TV Formats so großer Beliebtheit wie noch nie erfreut. Nie zuvor hatte man in der Form die Denkweisen von Unternehmern, Investoren und Netzwerkpartnern so einem breiten Publikum präsentiert wie derzeit. Eine unterhaltsame und sehr lehrreiche Schulung. In diversen Seminaren hinsichtlich Gründung, Marketing und Vertrieb, die wir bereits aufsuchten, wurde diese Sendung als Paradebeispiel für Investorengespräche benannt. Besser aus der Ferne lernen, als vor Ort Erkenntnisse erzielen.

Denn, der erste Eindruck zählt – und den hat man nur einmal.

http://www.kivi.one

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