Regionalität gibt sich die Hand

Heimathandel.de zu Gast bei KIVI.one

An den 13. Juli 2016 erinnern wir uns ganz gerne. Wir hatten die Westfälische Rundschau zu Gast und durften unser Unternehmen und unsere Geschäftsidee vorstellen. Das sollte nicht unbeobachtet bleiben. Ebenfalls auf uns aufmerksam wurde dadurch Nils Widal, Geschäftsführer von Heimathandel.de und damit der Begründer einer Plattform für Unternehmen zur Stärkung der lokalen Präsenz. Vereint mit unserer Software KIVI werden wir dem regionalen Einzelhandel zukünftig eine Basis zur perfekten Außendarstellung und Kommunikation bieten. Aber wieso lange um den heißen Brei herum reden? Lassen wir den Gründer doch selber einmal zu Wort kommen.

KIVI.one Feverstraße 52 58285 Gevelsberg
Marco mit Heimathandel.de Gründer Nils Widal

Hi Nils. Schön, dass Du Dir die Zeit für uns genommen hast. Erzähl doch einfach mal, wer Du bist.

Klar, gerne. Ich heiße Nils Widal, bin Softwareentwickler, habe in Dortmund praktische Informatik studiert und lebe seit 30 Jahren, mit Pausen, in Gevelsberg. Meine schönste Pause hierbei war Ende 2013, als ich in Dublin studieren und sogar bei Microsoft reinschnuppern durfte.

Mittlerweile hat es mich aber wieder zu meiner Heimat hingezogen und ich habe im Mai 2016 die Heimathandel GmbH gegründet.

Wo Du es ansprichst: Heimathandel – was ist das genau?

Heimathandel.de ist eine Webplattform, um regionale Produktanbieter lokal besser zu positionieren. Anbieter können Ihr eigenes Ladenlokal auf unserer Plattform vorstellen, auf Angebote und Veranstaltungen aufmerksam machen und ihre Präsenz im Internet stärken. Anhand unserer Panorama Tour wird es Besuchern ermöglicht, sich virtuell in den Geschäften zu bewegen und sich über deren Produkte und Dienstleistungen zu informieren.

Anbieter, die unsere Plattform nutzen, lernen ebenfalls, mit dem Internet besser umzugehen – ganz einfach über die eigene Präsenzseite. Wir ermöglichen unseren Händlern somit, sich dem technischen Medium zu nähern und sich gleichzeitig online besser zu positionieren.

Ziel von Heimathandel.de ist nicht der Vertrieb der angebotenen Artikel und Dienstleistungen über das Internet, sondern dient vielmehr einer Einladung gegenüber Kunden, das eigene Ladenlokal aufzusuchen. Jeder Einzelhändler ist eine eigene, alteingesessene Persönlichkeit, die es Wert ist, kennenzulernen. Wir wollen mit Heimathandel genau die Werte hervorheben, die über das Internet nicht zu beziehen sind – dazu zählen insbesondere eigene Marken und die Expertise eines jeden Händlers.

Als Team betreuen wir jeden Anbieter vor Ort und bieten ebenfalls technische Unterstützung bei der Umsetzung der eigenen Darstellung im Internet über unser Portal. Nicht zuletzt zählen wir auch die moralische Unterstützung zu unseren Werten hinzu, die wir jedem Händler bieten – nicht jeder traut sich einen eigenen Internetauftritt auf Anhieb zu. Und das Beste daran ist – eine eigene Homepage ist gar nicht notwendig – darum kümmern wir uns. Durch Heimathandel wird jedes lokale Unternehmen gefunden, ohne eine eigene Webpräsenz zu unterhalten.

Der Zusammenhalt des Einzelhandels liegt uns hierbei sehr am Herzen. Über unsere Plattform sollen sich Händler untereinander vernetzen und weiter empfehlen.

KIVI.one Feverstraße 52 58285 Gevelsberg
Heimathandel.de

Hut ab, das finde ich eine wirklich ausgezeichnete Idee! Darauf muss man erstmal kommen. Apropos: Wie kamst Du denn auf die Idee zu Heimathandel?

Zu der Idee Heimathandel gab es sozusagen zwei unterschiedliche Ereignisse, die mich beide allerdings auf diesen Einfall gebracht haben.

Meine Freundin wurde Anfang 2016 als Veranstalterin einer Hochzeitsmesse engagiert und ich unterstützte sie tatkräftig dabei. Wie es der Zufall so wollte, waren ebenfalls viele Einzelhändler vor Ort und natürlich kam man vielerlei ins Gespräch. Ich wurde jedoch schnell als Nicht-Hochzeitsmessenveranstalter enttarnt und erklärte daraufhin, dass ich nicht nur im IT Bereich tätig war, sondern darüberhinaus auch die Homepage für die Messe erstellt hatte. Die kam sehr gut an, ich erhielt positives Feedback und wurde gleich daraufhin mehrfach gefragt, ob ich mir vorstellen könne, auch für die vor Ort anwesenden Einzelhändler eine eigene Seite zu erstellen. Klar – das ging natürlich. Allerdings verdeutlichte ich auch, dass eine zeitgemäße Homepage nicht nur kostspielig sei, sondern ebenso pflegeintensiv hinsichtlich Updates und neuen Inhalten. Also musste eine andere Lösung her, die sowohl eine eigene Webpräsenz bietet als auch eine einfache Bedienung und Pflege beinhaltet.

Des Weiteren brachte mich mein Vater auf die Idee. Auch er ist Einzelhändler und hatte selber mit seinem Auftritt im Web zu kämpfen. Obwohl ich im Thema bin, hatte er wenig Lust darauf, sich von mir schulen zu lassen, um sich daraufhin um seinen eigenen Auftritt zu kümmern. Nicht selten war auch das Kundenfeedback „ich würde regional einkaufen, wenn es nicht so umständlich wäre – woher soll ich wissen, ob ich lokal finde, was ich suche, bevor ich mich auf den Weg gemacht habe?“ Mir war klar – Es ist eine Plattform von Nöten, auf der Kunden lokal angebotene Produkte und Dienstleistungen gezielt finden können.

Das erste Konzept entwickelte ich dann auf dem IMWe. Ich habe dort an einem Graphics Workshop teilgenommen und die erste Version von Heimathandel gezeichnet. Diese Version entwickelte ich in den folgenden Wochen weiter und baute die Idee aus.

Letzenendes war ich an einem Punkt angelangt, an dem ich wirklich wissen wollte, wie gut meine Idee dem lokalen Einzelhandel gefallen würde. Ich erlegte mir also eine kleine Machbarkeitsstudie auf und setzte mir als Ziel, innerhalb von 3 Wochen nicht nur 30 Anbieter von meiner Idee zu begeistern, sondern diese direkt um einen entsprechenden Investitionsbetrag für die Realisierung zu bitten. Dieser Betrag sollte gleichzeitig als Jahresbeitrag für eine vollwertige Mitgliedschaft für Heimathandel dienen und mir somit meinen ersten eigenen Kundenstamm sichern. Sollte ich dieses Ziel erreichen, dann würde ich mich voll und ganz auf Heimathandel konzentrieren.

Mittlerweile haben wir Oktober und mein nächstes Ziel von 100 Einzelhändlern bis November wird auch bald erreicht. Hat also gut geklappt.

Da wünschen wir Dir natürlich viel Erfolg bei! Die Aussichten sind ja mehr als vielversprechend, dass Du auch diesen Meilenstein erreichen wirst. Was mir an der Stelle gerade einfällt: Gibt es für das Konzept von Heimathandel eigentlich Vorbilder aus anderen Städten oder Ländern?

Vorbilder – ja. Konzepte wie das von Heimathandel – nein. Portale, die die eigene Stadt vorstellen und präsentieren und das eigene Potenzial aufzeigen, die gibt es zu Hauf. Und genau das ist der erste Ansatzpunkt – die eigene Stadt.

Die Portale, die sich regional engagieren machen exakt an der eigenen Stadtgrenze halt und blicken nicht über den Tellerrand hinaus, den man als Besucher einer solchen Webseite aber auch kennenlernen möchte. Wenn ich am Randgebiet einer Stadt lebe, dann interessieren mich ebenso die Ereignisse der Nachbarstädte, vor allem, wenn ich es zum Zentrum der Nachbarstadt näher habe, als zum Zentrum der Stadt, in der ich lebe. Darüberhinaus erhalte ich keinerlei Informationen, die ich als Käufer und Unterstützer des Einzelhandels einer Stadt oder Kommune erfahren möchte.

Genau diese Grenzen wollen wir aufbrechen und nicht nur Städte oder Kommunen, sondern ganze Regionen präsentieren und Besuchern schmackhaft machen. Ich wohne zwar in einer Stadt, beheimatet bin ich jedoch in einer Region mit vielen Städten und Kommunen. Nicht umsonst heißen wir Heimathandel und nicht Städtehandel ;).

Abgerundet wird das Ganze noch durch unsere einzigartige und intelligente 360° Panorama Tour, die jedem Händler zur Verfügung steht. Webbesucher eines Händlers sehen keine statischen Fotos des Ladenlokals, wie es derzeit bei Google my Business beispielsweise der Fall ist, sondern können einen virtuellen Rundgang durch die gesamten Geschäftsräume erleben. Mit eingepflegt in den Rundgang werden „Points of Interests“, also hervorgehobene Punkte, die frei anklickbar sind und mir weitere Informationen hinsichtlich der Produkte und Dienstleistungen bieten .

KIVI.one Feverstraße 52 58285 Gevelsberg
Ausschnit der 360° Panorama View

Also eine wirklich sinnvolle und innovative Neuerung am Markt, um den lokalen Einzelhandel digital zu unterstützen. Da frag ich mich jetzt allerdings folgendes: Du bist Informatiker und somit voll in Deinem Element und weißt natürlich auch mit dem Medium Internet umzugehen. Doch wie sieht es mit Euren Einzelhändlern und Dienstleistern aus? Springt auch da der Funke unmittelbar über? Sind Eure Kunden sofort Feuer und Flamme?

Was unsere Einzelhändler natürlich wie ihre Westentasche kennen, das ist der Umgang mit Kunden und Interessenten vor Ort. Jemand betritt das Ladenlokal, er wird bedient und beraten und im besten Fall kauft er ein Produkt oder nimmt eine Dienstleistung in Anspruch. So war es schon immer – und plötzlich tritt das Medium „Internet“ in Erscheinung. Folglich stehen viele Händler und Dienstleister, die ihre eigene Branche natürlich aus dem Effeff kennen, einer derartigen Neuerung eher verhalten gegenüber. Wozu etwas ändern oder anpassen, was sich seit Bestehen bewährt hat?

Wenn jedoch die Möglichkeit gegeben wird, dass wir Heimathandel in einem persönlichen Gespräch näher bringen dürfen, so wird in 90% aller Fälle Begeisterung erzeugt. Wir erklären, was möglich ist, wie es funktioniert, welche immensen Vorteile damit verbunden sind und wie mehr Kunden erreicht werden können. Und das Wichtigste – zukünftig wird der Händler auch online präsent sein. In Zeiten von Internet-Suchmaschinen – unabdingbar.

Das Wichtigste für den einzelnen Händler stellt hierbei die genannte Onlinepräsenz ohne den damit verbundenen Aufwand und ohne eigene Kenntnis über IT erlernen zu müssen dar. Diese Kenntnis bringen wir bereits mit und sie wird durch Heimathandel hervorragend abgebildet. Parallel zur Funktionsweise des Einzelhandels bauen auch wir Vertrauen durch kontinuierliche Betreuung und Zuverlässigkeit auf. Wir bieten nicht einfach nur an – wir informieren, beraten und sprechen Empfehlungen aus. Das alles passiert direkt vor Ort – Ganz genau so, wie bei unseren eigenen Anbietern.

Tatsächlich belegt sogar eine Studie des Instituts für Handelsforschung in Köln, dass sich Leute im Internet zwar gerne informieren, letztendlich aber den Einzelhandel aufsuchen, um das ausgewählte Produkt lokal zu kaufen.

Ein Blick auf Eure Homepage verrät mir, Ihr seid im Ennepe-Ruhr Kreis mit den Kommunen Gevelsberg, Ennepetal und Schwelm gestartet. Was habt Ihr denn für das Jahr 2017 geplant?

Die Antwort auf diese Frage lautet natürlich „Wachstum“. Der Ennepe-Ruhr Kreis wurde anfänglich ausgewählt, weil ich selber aus der Region komme und mich daher im Umfeld bestens auskenne. Wir möchten weitere Regionen dazugewinnen, wobei der Fokus stets im kommunalen Bereich von Klein- und MIttelstädten bestehen bleiben soll. Unsere Planung greift hingegen bis in das Jahr 2019 und wir sind auf verschiedene Wachstumszenarien vorbereitet.

Eine konservative Vorstellung wäre die Erschließung gesamt NRWs inklusive einem weiteren Bundesland. Realistisch wäre sogar eine Verbreitung im gesamten Bundesgebiet. Unser ambitioniertes Modell sieht sogar eine Verbreitung über die Landsgrenzen hinaus vor, so dass wir auch die Österreichischen Einzelhändler von unserem Konzept profitieren lassen wollen.

Die zuletzt genannte Vorgehensweise ist allerdings abhängig von weiteren Investoren und Fördermitteln. Schließlich soll unser Konzept beibehalten werden. Mehr Wachstum bedeutet mehr Personal, mehr Personal bedeutet erhöhte Investitionen.

Der erste Schritt muss bekanntlich ja immer gemacht werden. Wie habt Ihr angefangen, auf Euch aufmerksam zu machen und wie gewinnt Ihr weitere Anbieter hinzu?

Für unser Konzept – der Klassiker. Wir haben Einzelhändler vor Ort besucht und Heimathandel vorgestellt. Auch der Einzelhandel ist untereinander vernetzt. Und so kam es, dass mancher Ansprechpartner nicht nur Inhaber seines Geschäftes, sondern ebenso Mitglied des Stadtmarketings ist. Unsere Idee wurde weitergetragen und wir wurden zu Gremien und Sitzungen eingeladen, um Heimathandel innerhalb einer Interessengemeinschaft vorstellen zu dürfen. So konnten wir mit einer Präsentation direkt mehrere Interessenten auf einmal begeistern.

Natürlich kommt uns auch zu Gute, dass wir mittlerweile einen gewissen Bekanntheitsgrad in den entsprechenden Kommunen erlangt haben und wir selber auf Heimathandel angesprochen werden.

Du sagtest bereits, dass Euer Fokus stets auf Klein- und Mittelstädten bestehen bleiben soll. Wie wollt Ihr das Auftreten lokal ansässiger Unternehmen aus solchen Kommunen und Regionen nachhaltig verändern?

Den Leitgedanken, den wir hegen, lautet, Städte und Einzelhändler sollen neue Perspektiven jenseits der eigenen Stätdegrenzen gewinnen. Es entsteht eine Win-Win Situation. Der Vorteil für den Handel liegt klar auf der Hand. Wenn Käufer nicht nur aus der eigenen Stadt, sondern aus der gesamten Region kommen, dann wird der Kundenkreis deutlich erhöht. Mehr Kunden für den Handel bedeutet mehr Umsatz. Ein erhöhter Umsatz bedeutet wiederum eine Belebung der Wirtschaft – und davon profitiert letztendlich auch die eigene Stadt.

Ebenso möchten wir das Bild kleinerer Städte mit Einkaufsstraßen und -passagen gegenüber Großstädten mit ganzen Einkaufszentren attraktiver gestalten. Es lohnt sich durchaus, in kleinere Städte zu fahren um manchen Schatz in Boutiquen zu entdecken, den große Ketten nicht bieten.

Der lokale Einzelhandel steht ja in starker Konkurrenz zum Medium Internet und den dazugehörigen Onlineanbietern. Wie wollt Ihr mit Heimathandel.de dem Trend „Alles-online-bestellen“ entgegen wirken?

Der aktuelle Stand Einzelhandel gegen Internet ist exakt der Hebel, an dem wir ansetzen möchten. Derzeit wird viel über das Internet bestellt, bleiben soll das allerdings nicht.

Die Aussage von Oliver Samwer, einem der Rocket Internet Gründer, lautete, dass es bereits 2015 80% der lokalen Geschäfte aufgrund des Online-Kaufs nicht mehr geben wird. Eine Gegenaussage hierzu lautet wiederum, dass im Jahr 2020 90% der reinen Online-Shops nicht mehr existieren werden. Der Grund: Leute wollen einfach einen kompetenten Ansprechpartner haben. Vor Ort werde ich beraten, ich erhalte Antworten auf Garantiefragen, ich kann Sachen direkt anprobieren, ich kann nach anderen Größen und Mustern fragen. Online fehlt diese Fachkompetenz und man muss sich mit AGBs und FAQs begnügen, die bei weitem aber nicht alle Fragen abzudecken wissen. Ein weiteres Plus: Ich bin vor Ort einfach schneller. Selbst wenn ich online das Angebot einer Ein-Tageslieferung wahrnehme, so erhalte ich mein Produkt erst am nächsten Tag und nicht sofort.

Es ist auch nicht von der Hand zu weisen, dass ein Onlineangebot durchaus günstiger sein mag, allerdings ergeben sich bei Nichtgefallen auch die Folgeprobleme. Wenn ich ein Produkt Retour sende, dann muss ich es wieder einpacken, ich muss zur Post, es ergeben sich im schlechtesten Fall weitere Gebühren, ich muss auf die Rückerstattung oder das Ersatzprodukt erneut warten und so weiter – und am Ende habe ich vielleicht gar nicht gespart, sondern noch drauf gezahlt.

Wir heben das besondere Produkt hervor, das durch die besondere Persönlichkeit vermittelt wird.

KIVI.one Feverstraße 52 58285 Gevelsberg
Ladenlokal + Web = Heimathandel.de

Dann werdet Ihr zukünftig ja in aller Einzelhändlers Munde sein. Herzlichen Dank für Deine Zeit, Nils und danke für deine Antworten. Wir wünschen Euch weiterhin viel Erfolg und alles Gute.

„Think global – act local“. Herzlichen Dank auch von meiner Seite.

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